Auf den Spuren Draculas in den Transsylvanischen Alpen – Abenteuer und sportliche Herausforderung
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  • Blick vom Piatra Mica
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  • zweite Wanderung auf den Weg nach Magura
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  • Schloss Dracula
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  • Neben den Balea Wasserfällen
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  • Schafherde, Alina im Gespräch mit dem Schäfer
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  • Alina im Gespräch mit dem Schäfer
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  • Gletscher an der Hütte
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  • Gletschersee
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  • Gletschersee
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  • Berghütte im Sambata-Tal
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  • Wasserfall
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Wer sportliche Herausforderungen mit Abenteuern und sensationellen landschaftlichen Eindrücken genießen wollte, der war bei der Rumänien-Wanderreise, die vom 27. Juli bis zum 3. August stattfand, genau richtig. 

Samstag, 27. Juli: 

Das erste „Abenteuer“ war die Hinreise für mich. Pünktlich startete mein Flieger in Düsseldorf. Doch dann parkte das Flugzeug in Frankfurt so weit weg vom Terminal, dass die Busfahrt zehn Minuten dauerte und ich es nur im Laufschritt und mit Vordrängeln an der Passkontrolle schaffte, den letzten Bus zum Flugzeug nach Bukarest zu ergattern. 

Leider schaffte es meine Reisetasche nicht. 

Die Reiseleiterin Alina erwartete uns – ein Ehepaar aus Mannheim, zwei Münchnerinnen, einer aus Mühlheim, ein Berliner und mich – am Flughafen. Ich gab eine „Verlustmeldung“ für die Reisetasche auf. „Die kommt aber nicht vor Montag“, hieß es. 

Glücklicherweise hatte ich die Frosch-Reisetipps gelesen und neben meinen Wanderschuhen an den Füßen auch etwas Ersatzkleidung im Handgepäck dabei – aber drei Tage mit nur zwei Shirts, oje! 

Wir fuhren rund fünf Stunden bis nach Vulcan, einem Dorf mit rund 1.000 Einwohnern. Dass wir so lange für die etwa 200 km brauchten, lag an dem Wochenendverkehr. „In Bukarest wohnen zwei Millionen Einwohner, die Hälfte davon zieht es in der Freizeit in die Berge“, erklärte Alina schmunzelnd. Vielleicht sollte man die Anreise an einen Sonntag oder Montag legen, das wäre bestimmt stressfreier. 

Wir kamen in Vulcan in der gemütlichen Pension „SachSenScheune“ unter, die erst im Mai eröffnet hatte. Alles war sehr neu, modern und sauber. Das leckere und reichhaltige Abendessen entschädigte für den anstrengenden Anreisetag. Alina brachte uns einige rumänische Worte bei: „Buna ziua“ heißt „Guten Tag“, „Mersi“ heißt „danke“ und „Noroc“ bedeutet „Prost!“. 

Sonntag, 28. Juli: Craiului 

Wir begannen unsere Wanderwoche mit einer Rundwanderung im Tal des beeindruckenden Bergmassives Piatra Craiului, zu deutsch: Königstein. Der Weg führte durch die Zarnesti Schlucht die von über 300 Meter hohen Felswänden umrahmt ist, in den Piatra Craiului Nationalpark. 

Alina erzählte uns von Wölfen, Bären und Luchsen – Rumänien weist die größte Population dieser Tiere in Europa auf - und zeigte uns verschiedene Tierspuren. Da gab es Baumstämme, die Spuren von Bärenkrallen aufwiesen, aber auch Felder, die von Wildschweinen durchwühlt waren. 

Sie erzählte uns, dass vor allem Bärinnen sehr angriffslustig sein können, wenn sie Junge haben. Und Luchse greifen am liebsten ihre Opfer rücklings an Wasserstellen an. Da bekam man schon ein bisschen Gänsehaut, aber uns allen gefiel es, zu wissen, dass hier die Natur fast unberührt und so ein guter Lebensraum für diese Tiere war. 

Unterwegs schauten wir uns verschiedene Tafeln an, auf denen es Informationen zu zahlreichen Vogelarten, Schmetterlingen, Insekten und Reptilien gab. Alina wies uns auf besondere Pflanzen hin, wir sahen den Fingerhut und die pinkfarbene Nelkenart, die nur hier wächst. 

An der Curmatura Hütte trafen wir auf andere Wanderer. Einige hatten hier ihre Zelte aufgebaut. Ein Schild am Eingang der Hütte fiel gleich ins Auge: „Wir haben kein WiFi, Sie können sich unterhalten!“ Bei fast 30 Grad Wärme kamen wir bei dem steten Anstieg ganz schön ins Schwitzen. Vor allem an dem Steilhang, den man nur durch das Hochhangeln an einem Stahlseil bewältigen konnte. Eine ganz schöne Anstrengung für den ersten Tag! 

Trotzdem liefen wir bis hinauf zum Gipfel des Piatra Mica – immerhin über 1.800 Meter hoch, wo wir uns am Gipfelkreuz für ein Foto aufstellten. Ein herrlicher Rundumblick war die Belohnung. In der Pension lockte die Dusche und ein leckeres Abendessen. Zahncreme und Seife bekam ich von meinen Mitwanderern geschenkt. 

Meine durchschwitzten Sachen wusch ich durch und hängte sie aufs Geländer des Balkons. Als ich später ins Zimmer kam, war alles weg und ich hatte sprichwörtlich nur noch „ein letztes Hemd am Leib“. 

Doch der nette Gastwirt sammelte mein weggeflogenes Shirt in Nachbars Obstgarten und meine Hose vom Terrassendach auf, so dass ich am nächsten Tag etwas zum Anziehen hatte. Am Abend genossen wir Romantik pur mit Live-Musik auf der Terrasse, der Hausherr persönlich spielte Gitarre.

Montag, 29. Juli: Schloss Dracula in Bran 

Also, ein Sonntagsspaziergang war der Weg nach Bran nicht, auch wenn die Wanderung nur rund sechs Stunden betrug und „nur“ rund 700 Höhenmeter überwunden werden mussten. 

Vom Nationalpark aus führte die Route uns nach Magura. Wir wanderten über Pfade, die gerade fußbreit waren, durch Wald, Wiesen und Felder. In Magura gesellte sich zunächst der Regen, dann noch ein großer Hund zu uns. Beide begleiteten uns über eine längere Zeit, wir holten die Regenkleidung heraus. 

Steine, Wurzeln und der Lehmboden wurden glitschig und während wir vorsichtig Fuß um Fuß setzten, rannte unser vierbeiniger Begleiter im lockeren Trab mit 4-WD-Pfotenantrieb den Berg hinauf. Alle erwiesen sich als trittsicher und erreichten unfallfrei das Pausenziel, wo wir gemütlich unsere am Morgen selbst geschmierten Brote verspeisten. 

Dann ging es abwärts und wir entdeckten Draculas Burg, die auf einem kleinen Hügel liegt und das Dorf Bran um etwa 100 m überragt. „Schloss Dracula“ befindet sich an der Grenze zwischen der Walachei und Transsylvanien. Die Burg wird Touristen als Draculaschloss präsentiert, weil sie der Beschreibung aus Bram Stokers Roman „Dracula“ ähnelt. 

Das historische Vorbild der Romanfigur, der walachische Fürst Vlad III. Draculea soll eine Nacht auf dem Schloss verbracht haben, erfuhren wir von Alina, die auch sonst viel von der eigentlichen Geschichte und den damaligen Bewohnern des Schlosses zu erzählten wusste. Klar wollten wir die sagenumwobene Burg auch besichtigen, wobei uns der Besucheransturm – und das an einem Montag – schon sehr erschreckte. 

Der Bus brachte uns anschließend zurück nach Vulcan, wo – oh Wunder – meine Reisetasche auf mich wartete.

Dienstag, 30. Juli: Balea Bergsee 

So, heute wurde es „ernst“: Wir starteten zu einer viertägigen Hüttenwanderung. Was das hieß, darüber klärte uns Alina am Vorabend auf: Lebensmittel für vier Mal ‚Mittagspicknick‘ einpacken, Sonnenschutz und Regenkleidung, Wanderschuhe und Schlappen, Wechselkleidung und warme Socken, Schlafsack und Zahnbürste – eben alles, was man zum täglichen Leben und für alle Eventualitäten braucht. 

Zu bedenken war, dass jedes Teil, das man einpackte, auch mitgeschleppt werden musste. Und das Ganze sollte am besten – inklusive eineinhalb Liter Wasser – nicht mehr als acht Kilo wiegen. Am Abend waren wir daher intensiv mit dem Packen beschäftigt. 

Nach dem Frühstück fuhren wir im Bus in die Fagarascher Berge. An den Balea Wasserfällen, die über 1.200 Meter hoch liegen, begann die Wanderung in Richtung des Balea Bergsees, der auf 2.000 Metern Höhe liegt. 

Die Wanderung war anstrengend, zumal wir zum ersten Mal das volle Gepäck trugen. Es ging an dem Wasserfall vorbei durch märchenhafte moosbewachsene Wälder, sogar einige Steine glitzerten golden und silbern – eine fantastische Welt. 

Geheule aus der Entfernung war glücklicherweise kein Wolf, sondern entpuppte sich als ein halbes Dutzend Hirtenhunde, die zu einer riesengroßen Schafherde von einigen Hundert Schafen und vier Eseln gehörten, die wir auf dem Berg trafen. 

Alina unterhielt sich mit dem Schäfer und übersetzte uns dann seinen Bericht. „Er hat erzählt, dass ein großer Bär gestern Nacht zwei Schafe gerissen hat“, sagte sie. „Als die Hunde den Bären in den Gletschersee jagten, verspeiste der Bär ein totes Schaf in aller Ruhe mitten im See.“ „Na, hoffentlich mag der Bär, der ja eigentlich kein ausgewiesener Fleischfresser ist, keine Wanderer“, dachte ich nur. 

Wir wussten jetzt, warum Alina unterwegs öfter ein knallartiges Geräusch ausstieß, dass sich wie „Piung“ anhörte. Sie wollte Schwarzpelzen, aber auch Wölfen und Luchsen die Gelegenheit geben, frühzeitig zu verschwinden. „Und wenn ihr wirklich mal einem Bären gegenübersteht, dann macht keine schnellen Bewegungen, sondern geht vorsichtig einige Schritte zurück“, riet sie uns. 

Unterwegs stießen wir auf Gletscherseen und Schneefelder – in kurzen Hosen auf der eisigen Fläche zu stehen, das hatte schon was. Ich musste ab und zu mal meinen „inneren Schweinehund“ überwinden, denn es ging stetig bergauf und als niederrheinischer Flachlandwanderer war ich solche Steigungen nicht gewohnt. 

Zwischendurch dachte ich schon mal: „Was machst Du hier? Warum sitzt Du jetzt nicht gemütlich auf Deinem Sofa?“ Aber dann gab es wieder den atemberaubenden Blick auf die unberührte Natur, die die Anstrengung vergessen ließ. 

Die Berghütte am Balea Bergsee war ein gemütliches Gästehaus, wo wir gemeinsam mit der ganzen Gruppe in einem Zimmer in liebevoll gemachten Betten übernachteten.

Mittwoch, 31. Juli: Podragu 

Gleich zu Beginn mussten wir eine 400 Meter Steigung überwinden. Es ging weiter über Schneegletscher, Berge und Kämme, wir beobachteten Murmeltiere und Gemsen, die bedeutend leichtfüßiger die Berge erklommen. So manche Felswand konnte nur mit Hilfe eines Stahlseiles oder einer Kette bewältigt werden, da wurden schon einige Ansprüche an die Kraft und Ausdauer – und auch den Mut – der Wanderer gestellt. 

Manchmal wirkte die Bergwelt unheimlich. Auf einem Kamm konnte man beobachten, wie schnell der Nebel im Tal hochstieg, während auf der anderen Talseite die Sonne schien. Wir gelangten zum Hauptgrat der Fagarascher Berge, vorbei am „Teufelsfenster“ oder „Drachenfenster“, wie man es auch nennt. 

Wir erklommen den 2.467 Meter hohen Varful Mircii und stiegen dann ab in Richtung Cabana Podragu in rund 2.100 Meter. Unsere Hütte lag zwischen Gletscherseen und Schneefeldern. Strom gab es nur, wenn am Abend der Generator angeworfen wurde, Duschen gab es gar nicht. Dafür ein ganz besonderes Schlafzimmer. Der „Bettenkasten“ bot jeweils oben und unten sechs Schlafplätze nebeneinander – ein echtes Ölsardinen-in-der-Dose-Feeling.

Donnerstag, 1. August: Moldoveanu 

Zehn bis zwölf Stunden sollte die heutige Wanderung dauern und es wurde tatsächlich der härteste Tag der Woche. 

Das anstrengendste war aber nicht die Länge der Route, sondern das Wetter. Es sollte im Zick-Zack mehrere Berggipfel rauf und runter gehen. Der erste war der Saua Podraglu, 2.305 Meter hoch, danach folgte der Saua Orzanelei, der zweithöchste Berg Rumäniens. 

Zunächst kam der Nebel, immer wieder öffneten sich aber Sichtfenster zum Tal hin – ein tolles Bild. Doch dann kam der Regen – prasselnd und hart, dazu der Wind. Bevor wir die Regenkleidung übergezogen hatten, waren wir schon nass. Trotzdem blieb uns nichts anderes übrig: Wir mussten da rauf, über 2.500 Meter hoch. 

Alina wusste, dass es nachher beim Abstieg eine Schutzhütte gab, also: Augen zu und durch. Dann kündigte sich von weitem durch heftiges Donnern auch noch ein Gewitter an, die Bergführerin mahnte zur Eile. Wir froren entsetzlich und es kamen Überlegungen auf, ins Tal zu laufen und die Tour abzubrechen. Doch wir machten weiter. 

Wir schenkten uns aber die Besteigung des Varful Moldoveanu, mit 2.544 Meter der höchste Gipfel Rumäniens. Wegen des Wetters wäre da sowieso nicht viel zu sehen gewesen. Unser Mut zum Weiterlaufen wurde belohnt, das Wetter besserte sich und es zeigte sich sogar die Sonne, die uns ein bisschen wärmte und die Kleidung trocknete. Nur die Schuhe schwappten weiter, so schnell waren die Pfützen in den Wanderstiefeln nicht verdunstet. 

Der Abstieg war dann für uns mittlerweile recht geübte Wanderer eine Kleinigkeit. Leider fing es etwa eine halbe Stunde vor Erreichen der Hütte wieder an zu regnen und zu donnern. 

Nach über zehn Stunden setzten wir zum Endspurt an, denn in der Berghütte im Sambata-Tal wartete ein trockenes Dach über dem Kopf, trockene und warme Kleidung – wenn man schlau genug gewesen war, eine Garnitur in einen Plastiksack zu verpacken, eine heiße Suppe und „Palinka“, ein 50prozentiger selbst gebrannter Schnaps, der in 100 Milliliter Gläsern serviert wurde. Einer reichte, um die Schmerzen in Schultern, Knien, Rücken oder Füßen zu vergessen, sich von innen zu wärmen und die gemütliche Bettschwere zu erreichen. 

Die gute Hausmannskost trug ebenfalls zum Wohlbefinden bei. Unsere komplette Gruppe schlief in einem eigenen Zimmer in gemütlichen Betten, aber nach der Strapaze hätten wir auch auf einer Strohschütte geschlafen. Am Morgen bekam wir ein zünftiges Speck-Käse-Omelett zum Frühstück serviert.

Freitag, 2. August: Sambata 

Der Abstieg nach Sambata war gegenüber dem Vortag ein relaxter Spaziergang bei schönem Wetter. 

Nach der Wanderung stand Kultur auf dem Programm, wir besichtigten das wohlhabendste Kloster Rumäniens, das Brancoveanu Kloster aus dem 17. Jahrhundert. Dieses wurde zunächst von den Habsburgern vollständig zerstört und erst im 20. Jahrhundert wieder komplett restauriert. Alina erzählte uns einiges zur Geschichte. 

In Brasov, wo wir unsere letzte Nacht in einem Hotel verbrachten, erwartete uns dann wieder das Luxusleben mit heißer Dusche, warmen Bett und sauberer Kleidung. Es ist kaum zu glauben, wie man das nach einer mehrtägigen Hüttentour zu schätzen weiß.

Samstag, 3. August: Rückreise 

Mit dem Ende der Wanderung war für mich das Abenteuer noch nicht zu Ende. 

Um 9 Uhr fuhr uns der Bus von Brasov zum Flughafen, wo wir gegen Mittag ankamen. Mein Flieger nach Wien sollte um 18.40 Uhr gehen, doch dann startete er erst kurz vor 20 Uhr. Da war der Anschlussflug nach Düsseldorf natürlich weg, der nächste ging erst morgens um 7.30 Uhr, so dass ich in einem Hotel übernachten musste. 

In Düsseldorf musste ich dann feststellen, dass man mich problemlos umgebucht hatte, aber meine Reisetasche mal wieder alleine durch die Weltgeschichte flog. Ich verpasste wegen der „Koffer-vermisst“-Meldung meinen ersten Zug, so dass ich erst nach 27 Stunden endlich, endlich zuhause ankam. Da steige ich doch lieber einen 2.500 Meter hohen Berg hoch – das ist weniger anstrengend! :)

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